Launige Action-Adventure auf der Nintendo Switch sind nicht nur bei uns Spieletestern stets gerne gesehen. Spiele, in denen man idealerweise auch im Couch-Koop zusammen vor der Konsole sitzen und Stunden Spaß haben kann, zählen immer zu den Titeln mit dem größten Mehrwert. Die beiden Titel Hammerwatch und Heroes of Hammerwatch vom Entwickler Crackshell boten genau das, wobei ich selbst Letzteres damals aufgrund seiner stimmigen Rogue-lite-Elemente in Verbindung mit einem spaßigen Koop-Modus mit einer 9er-Wertung versehen habe. Nun ist der Nachfolger Hammerwatch II erschienen und ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen; hier erwartet uns leider ein nicht ansatzweise so spaßiges Erlebnis.
In Städten und Dörfern rüsten wir uns für die bevorstehenden Abenteuer aus
© Maximum Games
Der Drache ist tot, lang lebe der Drache! So oder so ähnlich könnte man die Prämisse von Hammerwatch II zusammenfassen, das nur wenige Momente nach dem Ende seines Vorgängers startet. Haben wir uns damals noch in der namensgebenden Burg Hammerwatch bis zum obersten Stockwerk gekämpft und einen bösen Drachen erlebt, fliehen wir nun aus der zusammenstürzenden Festung. Diese Flucht nimmt das Spiel auch gleich als Anlass, um uns als kleines Tutorial an die Hand zu nehmen und uns die gröbsten Spielmechaniken zu erklären. Letztendlich gelingt uns dann auch die Flucht und wir kommen ins nahegelegene Dorf … wo es eigentlich so gut wie niemanden interessiert, dass wir gerade alle von einem tyrannischen Reptil befreit haben. Und auch der König, der uns auf diese Mission entsandt hat, hat nicht mehr als ein verbales Schulterklopfen für uns übrig, bis wir erfahren, dass es da noch weitere Drachen gibt, die ausgelöscht werden wollen. Das ist, milde ausgedrückt, sehr ernüchternd, und das Narrativ des Spiels bietet im weiteren Verlauf der Handlung auch nicht sonderlich mehr. Da ist es schon verwunderlich, dass unser Held nicht seine ganze Ausrüstung in die Ecke pfeffert und sich denkt: „Ne danke, ohne mich!“. Abseits der Handlung ist auch kein wirklicher Sonnenschein in Sicht. Zwar gibt es immer wieder Nebenquests, aber die sind so banal wie einfallslos und beschränken sich auf das absolute Minimum – da haben beide Vorgänger mir irgendwie mehr das Gefühl eingehaucht, dass ich tatsächlich auf einer epischen Quest wäre.
Vielleicht liegt die Krux aber auch darin, dass Hammerwatch II einfach mehr sein möchte. Waren wir in den beiden Vorgängern noch in Verliesen und Türmen unterwegs, beschreiten wir nun eine überschaubare, aber dennoch größere offene Welt und kämpfen uns durch teils generische Dungeons, die so wirken, als hätten die Entwickler die Schablone für ein bestimmtes Setting ausgetauscht. Wandern wir anfangs noch über ein recht abgestecktes Territorial auf der Suche nach einer Piratenhöhle, öffnet sich die Welt später immer weiter und wir besuchen unterschiedliche Siedlungen, Ruinen, Wälder und weitere Orte, die allesamt aber so generisch und lieblos zusammengeschustert wirken, dass keine richtige Atmosphäre aufkommen möchte.
Bereits drei Gegner können zu einer Herausforderung werden
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Das spielerische Grundkonzept fällt weiterhin grundsolide aus. Ihr erstellt euch zu Beginn einen Charakter, indem ihr eine der Grundklassen (Paladin, Schurke, Ranger, Warlock oder Zauberer) auswählt, euch einen Avatar zusammenschustert, dessen Details dank der Pixel-Optik allerdings eh kaum erkennbar sind, und ihm eine Stimme verleiht, die mitunter allerdings ziemlich nervig ausfallen kann – ich rate ganz dringend von der Schurken-Stimme ab. Jeder der wählbaren Klassen verfügt dabei über ein gewisses Repertoire an Fähigkeiten, die zwischen Nah- und Fernkampfangriffen variieren und die durch Erfahrungspunkte Stück für Stück gesteigert werden können. Gleiches gilt übrigens auch für die drei Grundattribute Stärke, Geschicklichkeit und Intelligenz, die sich auf eure Gesundheit, eure Ausdauer sowie euer Mana auswirken. Das ist alles ziemlicher Genre-Standard und die Klassen unterscheiden sich auch merklich voneinander, sodass auch eine gewisse Vielfalt unter den Charakteren entsteht.
Nun gilt es nur noch, all diese Zaubersprüche, Nahkämpfe und Manöver auch anzuwenden. Dabei fallen die Kämpfe in Hammerwatch bereits von Anfang an recht knackig aus und wer allzu sorglos und mit dem Kopf voran in die Getümmel stürzt, der wird schnell sein virtuelles Leben verlieren. Das liegt zum einen daran, dass eure Feinde meistens in größeren Gruppen auf euch warten und euch immer wieder zu einem gezielten Rückzug zwingen, zum anderen jedoch auch, dass sie auch immer wieder Hilfsmittel zur Seite gestellt bekommen. So sollte man in der Piratenhöhle aufpassen, dass sich deren Bewohner nicht plötzlich hinter eine Kanone klemmen und Kanonenkugeln auf euch abfeuern, die fast eure ganze Lebensleiste reduziert. Abgerundet wird das Ganze durch nicht weniger herausfordernde Bosskämpfe, die mit verschiedenen Phasen und Mechaniken daherkommen und mitunter auch eurer Geduld einiges abverlangen. Das liegt jedoch nicht zwingend daran, dass die Widersacher unfair designed wären, sondern eher an der größten Schwäche des Spiels: Der Steuerung.
Ihr bereist eine Open-World, die in sich leider nicht stimmig wirkt
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Man merkt Hammerwatch II leider an allen Ecken und Enden an, dass es eigentlich für den PC entwickelt wurde. Die Steuerung per Controller reagiert öfters träge und um in den einzelnen Menüs oder in eurem Inventar zu navigieren, müsst ihr einen virtuellen Mauszeiger mithilfe des rechten Analog-Sticks bewegen. Das gestaltet sich jedoch häufig zu einer Fleißaufgabe, denn eine präzise Steuerung des Mauszeigers ist beinahe unmöglich – das ist vor allem dann immer ein Krampf, wenn man nach einem Stufenaufstieg ein Attribut steigern möchte oder Skillpunkte auf alte bzw. neue Fähigkeiten verteilen möchte. Insgesamt macht die technische Umsetzung auf der Nintendo Switch keine wirklich gute Figur: Lange Ladezeiten zwischen einzelnen Gebietsübergängen, die bereits erwähnte hakelige Steuerung sowie gelegentliche Ruckler sorgen für ein eher getrübtes Spielerlebnis. Die Optik, die den beiden Vorgängern noch einen gewissen Charme verliehen hat, wirkt mittlerweile altbacken, sodass teils auch Fallen in Gängen erst zu spät entdeckt werden und man in den virtuellen Tod rennt.
Was allerdings am unverständlichsten ist, ist die Tatsache, dass Hammerwatch II keinen lokalen Koop-Modus bietet. Gerade Heroes of Hammerwatch hat enorm von den launigen Spielsessions zu zweit vor der Nintendo Switch gelebt und das Spielgefühl ungemein aufgewertet. Wer jetzt mit anderen zusammenspielen möchte, der kann dies lediglich Online tun – eindeutig ein Rückschritt. Hier bleibt zu hoffen, dass die Entwickler den Modus per Patch nachreichen, denn so könnte das eher seichte und 0815-Gameplay deutlich aufgelockert werden.